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Wissenswertes

DIE TIEBEL - Lebensader von Himmelberg

Ein Fluss, der niemals zufriert.

Die Tiebelquellen werden vom Grundwasserstrom des oberen Gurktales gespeist. Nach kurzem Lauf ist die Tiebel bereits so stark, dass sie ein Sägewerk antreiben kann. Auf ihrem dreistündigen Weg zum Ossiachersee trieb die Tiebel früher mehr als 100 Mühlen, Schmieden und Fabriken an.

 

Mit einer konstant hohen Wasserschüttung von zirka 660 Litern pro Sekunde sind die Tiebelquellen das zweitgrößte Quellgebiet Kärntens. Mit dieser Wassermenge können in nur einer Sekunde acht Badewannen gefüllt werden. Die Wasserschüttung aus den über 40 Quellen bleibt über das Jahr hindurch annähernd unverändert und ist von Schneeschmelze und größeren Niederschlägen weitgehend unabhängig. Diese hydrogeologischen Besonderheiten sind europaweit einmalig. Die Austrittstemperatur von zirka 7 °C ist jahreszeitlich annähernd konstant, so dass die Quellen auch über den Winter nicht zufrieren. (de.wikipedia.org)

ZUNFTLADE

Die alten  Besitzer der Sensenwerke nannten sich noch Schmiedemeister. Die neuen Besitzer wurden Hammer­herren, später Gewerkschaftsbesitzer genannt. Der Volksmund nannte sie „die Tuachenen”, weil sie Kleider aus italienischen und türkischen Stoffen trugen, während sich die Arbeiter und Bauern in Loden und Ras kleideten. Noch am Anfang dieses Jahrhunderts sprach man von den „Tüachenen Himmelbergern und den Lodenen Feldkirchnern“.

Alte Mautbücher bezeugen, daß Himmelberger Sensen bereits 1627 ins italienische ausgeführt wurden.

SENSERZEUGUNG - DATEN

1757 arbeiten in Himmelmberg in den 4 Sensenwerken 25 Gesellen und 4 Lehrbuben, Sie erzeugten in diesem Jahr etwa 65 000 Sensen.

Österreich lieferte vor 1900 von den 11 Millionen Sensen, die in der Welt gebraucht wurden, 9 Millionen – das sind mehr als 80%!

folgende Lieferadressen finden sich ebenso in Auftragsbüchern:

  • Preussen (heute Teile in Deutschland, Belgien, Dänemark, Polen, Russland, Litauen, Tschechien) oder auch in
  • die Tartarei (war bis zum Ende des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung für eine Großregion in Zentralasien, Nordasien und Teilen Osteuropas)
AUS DER ZUNFTLADE

Es hat sich zugetragen, dass ein und anderer Meister aus Unvermögenheit oder eigenen Vorteil schlechte Ware fabriziert, hernach solche Ware wohlfeiler verkaufet und hiedurch denen Kaufleuten Anlass zu anderen Gedanken und mit der Bestellung deren Fatuzzen weiterzugehen Ursach gegeben habe. Als solle Hinfür solches Schleudern gänzlich verboten sein, lauter schöne und durchgehends! gleichgute Ware gemacht und einer jeden Sorte ihre geziemende Form und Gewicht gegeben werden, damit keinem sein Ware verschlagen und in Verhandlung derselben die Gelegenheit gebraucht werden könne, welches absonderlich an der welschen Ware zu beobachten ist.

Es sollen auch die Meister ihren Knecnten das übermäßige Spielen und Saufen, wann solches über die Zeit geschieht nicht gestatten, dermassen dass dadurch bei solchen liederlichen Geesellen und übler Gewohnheit nicht allein das Gebet nachlässig oder gar nicht verrichtet, sondern auch der Meister in der Arbeit oftmals gehindert wird und schaden leidet.

Strenge Hierarchie
  • Meister und Eßmeister Zainer
  • Rückner
  • Former
  • Richter
  • Schiener
  • die weniger wichtigen Schmiede
  • Lehrlinge
  • (Wassergeber Wärmer) Kohlbuben

Diese Rangordnung galt auch als Sitzordnung bei Tisch.

Von Ruperti in der Fasten bis Ruperti im Herbst müssen die Schmiedknechte, sobald man in der Frühe lichtes- oder tageshalber sehen kann, in der Arbeit erscheinen und bis 7 Uhr abends in der Arbeit verharren. Die übrige Winterzeit aber soll der Schmiedknecht um 3 Uhr früh in die Arbeit kommen und bis 7 Uhr abends kontinuieren.

Entführung der Sensenschmiede 1806

Die Bemühungen des Auslandes, Sensenspezialarbeiter zu erhalten, nahmen mitunter drastische Formen an. So erschien 2ur Zeit der französischen Invasion am 20. Jänner 1806 in Himmelberg ein französischer Offizier in Begleitung mehrerer Zivilisten und dreier Soldaten. Man machte von den dortigen Sensenschmieden genaue Aufzeichnungen und versuchte, durch günstige Angebote Sen­senschmiedgehilfen zur Auswanderung zu verlocken. Die Gewerken protestierten gegen diese Vor­gänge, konnten aber nicht verhindern, dass drei Gesellen heimlich unter Bedeckung nach Villach abtransportiert wurden. Der Kreishauptmann, davon benachrichtigt, intervenierte beim französi­schen General Tirelet um Freigabe der Arbeiter, was aber nicht verhinderte, dass die drei Gesellen in der Nacht unter militärischer Eskorte nach Arnoldstein und Pontafel gebracht wurden. Kurze Zeit darauf wurden bei Marseille und in Piemont Himmelberger Sensen erzeugt.
Einer der drei entführten Sensenschmiede, Hans Weber, kehrte nach Jahren abenteuerlicher Flucht wieder in die Heimat zurück.

Die schwarzen Grafen

Roman Sandgruber beschreibt die schwarzen Grafen wie folgt: Spricht man vom Reichtum der Eisenwurzen, so denkt man in der Regel an die „Schwarzen Grafen“, die Sensenherren, die zum „Herz- und Kernstück“ des gesamten vom steirischen Erzberg dominierten Eisenwesens aufsteigen konnten. Die wuchtigen Herrenhäuser, nach außen im Rokokokleid oder Biedermeierbarock, im Kern oft viel älter, heute meist etwas verwittert, der Verputz da und dort abgebröckelt, andere wiederum überrestauriert und fast zu schön, künden vom soliden Reichtum ihrer einstigen Besitzer: an Alm und Krems, Steyr, Teichl und Steyrling, an der Enns, Ybbs und Erlauf, in den Gräben und Seitentälern, in Scharnstein, Grünau, Kirchdorf, Micheldorf, Leonstein und Molln, in Klaus und Steyrling, Spital am Pyhrn, Windischgarsten, Stoder, St. Pankraz, Rossleithen und Laussa, aber auch in Waidhofen, Ybbsitz, Opponitz, Gresten, Lunz und Gaming und in der Steiermark.

Es war ein Gemisch aus aristokratischer, bürgerlicher und großbäuerlicher Tradition: Die Herrenhäuser mit ihren mächtigen Walmdächern und schmiedeeisenen Fensterkörben, die Ziergärten mit Pavillons, Salettln und Figurengruppen, die alte Linde vor dem Haus, die Kapelle am Wegrand, eine Schießscheibe am Wiesenhang. Man repräsentierte mit schweren porzellanenen Kaffeetassen und intarsierten Möbeln, neumodischen Badewannen und großen Spiegeln, edlen Hunden und schönen Jagdgewehren, mit leichten Kutschen und schnellen Pferden. Man pflegte die Tradition einer weitverzweigten Verwandtschaft mit Familienportraits, Stammbäumen und Wappen. Doch das brauchte Innovationsbereitschaft nicht auszuschließen: Man förderte junge Künstler und beschäftigte sich mit den Wissenschaften. Hammerherren gehörten zu den ersten, die ein Fahrrad besaßen, und waren auch unter den ersten Autofahrern zu finden. In Micheldorf wurde 1883 der erste Radfahrclub Oberösterreichs begründet, der Bicyclisten-Club Micheldorf: die waghalsigsten Fahrer auf dem Hochrad waren Rudolf und Caspar Zeitlinger. Rudolf Zeitlinger auf der Schmiedleithen bei Leonstein war auch einer der ersten Automobilisten Oberösterreichs.

Man war weltoffen, wusste mit polnischen wie russischen Handelsagenten und türkischen wie persischen Einkäufern genauso Geschäfte zu machen wie mit amerikanischen oder englischen Farmern und heimischen Landesproduktenhändlern und Lagerhäusern. Man fertigte jedem die Sense nach seiner Façon, ob siebenbürgisch oder weißrussisch, spanisch oder persisch, für die afrikanische Savanne oder den brasilianischen Urwald, die Prärien Nordamerikas oder die Wiesen der Normandie.

Die unterschiedlichen Sensentypen wurden nach den Nationen und Regionen benannt, die sie bevorzugt nachfragten. So gab es „Russen“, „Ungarn“, „Walachen“, „Polen“ oder „Piseker“ und „Breslauer“. Man druckte die bunten Prospekte und aufgeklebten Etiketten in vielerlei Sprachen und Schriften. Das Eingehen auf spezielle Kundenwünsche konnte soweit gehen, dass man in Sensen, die in islamische Länder geliefert wurden, Koransprüche eingravierte. Auf die ins Eisen eingeschlagenen Marken war man stolz und wusste sie immer wieder gegen Fälschungen zu verteidigen: der Kelch mit der Hostie, der Engel mit der Sense, der Wassermann, der Tannenbaum, das Wildschwein, der Gamsbock mit drei Kreuzen, das Kleeblatt, der Hammer, Sonne und Mond, und immer als Beischlag „KM“, „Kirchdorf-Micheldorf“.

(aus Johannes Zeiinger: „Zeilinger – Chronik einer Sensengewerksfamilie”)

AUS DER GESCHICHTE DER GEWERKENFAMILIE ZEILINGER

Die Zeilinger sind ein altes aus Oberösterreich und der Steiermark stammendes Sensenschmiedegeschlecht. Der erste dieses Namens, der nach Kärnten kam, war Karl Franz Zeilinger, geboren im Jahre 1797, Sensenge­werkebesitzer in Spittal a.d. Drau. Sein Sohn Erasmus  Kar, geboren 1841, erwarb dann im Jahre 1874 die Schmiede auf der „Tratten” in Himmelberg und führte diese bis zu seinem Tode im Jahr 1911. Er erzeugt die bekannte Naturgraue Himmelberger Sense.

Dipl.Ing. Hans Zeilinger stellte während des ersten Weltkrieges neben Sensen auch Hufeisen her. Im zweiten Weltkrieg und bis 1962 wurden neben Sensen land- und forstwirtschaftliche  Werkzeuge sowie gewerbliche Messer erzeugt. Danach führte Frau Dr. “Johanna -Offner-Zeilinger das Werk in der Tradition eines eisenverarbeitenden Betriebes weiter. Neben der Kunst­schmiede gab es ein breites Angebot moderner Produkte.

2000 übernahm ihr Sohn Mag Josef Offner die Firma mit den Produktionsstätten und führt bis heute einen modernen Edelstahl-verarbeitenden Betrieb.

ERASMUS ZEILINGER

1874- 1911 kauft Erasmus Zeilinger (geb. 1841 – 1911) das Werk

Dr. Johanna Offner-Zeilinger: Mein Großvater hätte den Neuanfang nicht finanzieren können, wenn sich die Schmiede im Vertrauen auf ihn nicht bereit erklärt hätten, auf eine Entlohnung solange zu verzichten, bis das Werk funktioniert und er sie bezahlen konnte…

Erasmus Karl war der Sohn des Herrn Carl Zeilinger Hammergewerk von Ratten. Er durfte zuerst die Unterrealschule in Klagenfurt besuchen. Dann war er Kohlenbub im Sensenhammer in Windischgraz/Slovenj Gradec bei seinem Bruder Josef und lernte dort das Handwerk, nachdem der Vater den Spittaler Hammer in Ponau verloren hatte.

Als Lohn hatte er nichts als die Kost, durfte aber Sonntags mit seinem Bruder zum Scheibenschießen gehen.

Als Erasmus die Lehrzeit im Alter von 19 bis 20 Jahren (1860/61) hinter sich gebracht hatte, nahm er zuerst eine Stelle als Verweser im Klinzer’schen Sensenwerk in Weissenfels in Krain (heute Fusine, Italien) an, dann kam er als Verweser zum Huber nach Steyer 564 von dort zum Eigner nach Mürzzuschlag. Sein liebster Posten war Schmölzer in Kindberg. Immer in Sensenwerken.

Von Kindberg kam er dann nach Feistritz Pulst zu seinem Onkel Johann Nepomuk. Nach dessen Tod wurde der Besitz verkauft, doch der neue Eigentümer, Josef Klammer, Lehrer in Glantschach, beließ die Werksleitung bei Erasmus. 1874 wollte Erasmus sogar den Hammer kaufen. Schröckenfux berichte dazu:

Der Kaufvertrag war abgeschlossen und sollte vor der Unterfertigung nur noch von einem Verwandten Klammers begutachtet werden, als am Sonntag den 6. Juli des Jahres ein Wolkenbruch verstärkt durch den Durchbruch eines oberhalb der Hämmer gelegenen Teiches 565, fast alle Werksgebäude, mit Ausnahme des etwas höher gelegenen Herrenhauses, mit sich fortgerissen hat, den Graben verödet und den Industriezweig brachlegte, der auch nicht mehr aufgerichtet wurde, wie noch heute die Ruinen zeigen…

Nachruf Erasmus Karl Zeilinger †

(Aus: Illustrierte Sonntags-Beilage der „Freien Stimmen Nr 121 vom 14. Oktober 1911)

Am 22. September d. J. ist in Himmelberg ein braver deutscher Mann gestorben, betrauert nicht nur von seinen Angehörigen und den vielen, vielen Freunden, sondern von allen, welche den seltenen Mann im Leben gekannt hatten. Es war dies der Sensengewerke Erasmus Karl Zeilinger, dessen Name einen hellen Klang hat im ganzen Heimatlande und weit über dessen enge Grenzen hinaus. Im Jahre 1841 zu Ponau bei Spittal a. d. Drau geboren, entstammte er einer alten, angesehenen Sensengewerken-Familie, deren Ursprung nachweisbar bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Die Kinderjahre verlebte er in Ponau, die Jünglingsjahre in Windischgraz (Steiermark), wo er als Sensenschmiedlehrling bei der Firma Franz Hausers Erben unter der ausgezeichneten Anleitung seines älteren Bruders Josef Zeilinger sozusagen „von der Picke auf“ lernte und sich die wertvolle, praktische Ausbildung erwarb, die er dann später in so reichem Maße verwertete. Schon mit seinem zwanzigsten Lebensjahre übernahm der in der ernsten Schule der Arbeit früh zum Manne Gereifte die selbständige Verwaltung eines Sensenwerkes in Weißenfels (Oberkrain), wo er inmitten einer herrlichen landschaftlichen Umgebung eine umsichtige Tätigkeit entfaltete. Später war Erasmus Kar Zeilinger dann als Sensenwerksleiter in Mürzzuschlag (Steiermark), Randegg (Niederösterreich) und schließlich bei dem noch bestehenden Sensenwerke der Firma J. Schmölzer in Kindberg (Steiermark) tätig, überall als tüchtiger, kenntnisreicher Fachmann hochgeschätzt, überall aber auch von einem großen Freundeskreise umgeben, den er sich durch sein offenes, biederes Wesen und durch seine gesellschaftliche Liebenswürdigkeit erwarb.

Das Ableben eines ohne Nachkommen und ohne letztwillige Verfügungen verstorbenen Onkels, des Sensenwerksbesitzers Johann Zeilinger in Feistritz-Pulst, brachte eine neuerliche Veränderung in das arbeitsreiche Leben, aber zugleich auch viele Mühen und unverdiente Sorgen. Erasmus Karl Zeilinger wurde Teilhaber des verkauften Sensengewerkes und hätte dieses durch Umsicht, Fleiß und Tatkraft, welche Eigenschaften ihn ja in hervorragendem Maße auszeichneten, sicher in die Höhe gebracht, wenn nicht ein furchtbarer Wolkenbruch die Werksanlagen überschwemmt und der vollständigen Zerstörung überantwortet hätte. Mit dem Werke erschien auch die Existenz des nunmehr Verewigten vorläufig vernichtet; der erste Schritt zur Selbständigmachung war durch Elementargewalten durchkreuzt worden. Aber unser Zeilinger ließ sich vom Schicksale nicht unterkriegen; wieder reicher an Erfahrung sah er umso unternehmungsfroher der Zukunft entgegen. Zur selben Zeit (1874), in der das Unglück sich ereignete, wurde in Himmelberg das Schurzsche Sensenwerk zum Verkaufe gestellt und von Erasmus Karl Zeilinger mit geringen Mitteln erworben. Eine treu-anhängliche tüchtige Arbeiterschaft, welche durch die Ueberschwemmungskatastrophe brotlos geworden war, folgte dem allseits beliebten Werksherren nach dem neuen Arbeitsorte und half dort redlich mit bei dem Ausbau des Unternehmens, welches rasch emporblühte und dessen Erzeugnisse bald auch den allerbesten Ruf genossen und dementsprechend Absatz fanden. Und nun ging es rasch und stetig aufwärts; durch eisernen Fleiß, peinlichen Ordnungssinn, strenge Rechtschaffenheit und nie versagende Arbeitslust ist dann Erasmus Karl Zeilinger das geworden, als was er – leider noch immer viel zu früh – von uns gegangen ist: ein hochangesehener, umsichtiger Geschäftsmann, an dem kein Fehl und Tadel war und der deshalb auch allseits die größte Wertschätzung Zeit seines Lebens genossen hat.

Auch im öffentlichen Leben hat der bis zum Tode unermüdlich tätige, vielbeschäftigte, allezeit treudeutsche und fortschrittliche Mitbürger voll und ganz seinen Mann gestellt, wie er denn überhaupt für alle Schichten der Bevölkerung Lehrmeister, Ratgeber und Vorbild in allen Lebenslagen war, weshalb sein Heimgang auch eine große Lücke riß und allseits aufs tiefste betrauert wurde und wird. Bald nach seiner Ankunft in Himmelberg wurde Erasmus Karl Zeilinger Mitglied der Gemeindevertretung, in der er viele Jahre überaus ersprießlich wirkte. An der Gründung der Feuerwehr, deren Ehrenmitglied er bis zum Tode war, nahm er regen Anteil, als Ortsschulratsobmann nahm er jederzeit die Gelegenheit war, seine aufrichtige schul- und lehrerfreundliche Gesinnung zu betätigen. Das Bahnprojekt Feldkirchen-Himmelberg fand an ihm ebenfalls einen der eifrigsten Förderer.

Erasmus Karl Zeilinger war zweimal verheiratet. Das erste Eheband zerriss der grausame Tod schon nach nicht ganz einjähriger Dauer; der zweiten Ehe, die eine überaus glückliche war, entstammen drei Söhne, die im Geiste des braven, guten Vaters weiterarbeiten werden. Möge die Heimaterde, auf der er in Ehren gewandelt, dem braven, lieben Manne leicht sein! Wir werden ihm jederzeit ein ehrendes Andenken bewahren.

(aus Johannes Zeiinger /  „Zeilinger – Chronik einer Sensengewerksfamilie”)

DI Hanns Zeilinger 1883-1966

Hanns besuchte fünf Klassen der Realschule in Klagenfurt und drei in Marburg, wo er auch maturierte. Dann durfte er an die Techn. Hochschule in Brünn und studierte dort Maschinenbau. Im Jahre 1909 beendete er das Studium und trat im Jänner 1910 bei der Firma Böhler in Kapfenberg als Hammerassistent ein. Von seinem sehr griesgrämigen und deswegen allgemein nicht beliebten und gefürchteten Chef Loos lernte er das Schmieden, Pressen und die Stahlbehandlung.

Bedingt durch die Welkung der rechten Lungenspitze und die dadurch hervorgerufene Krankheit, verließ Hanns Kapfenberg und ging für drei Monate nach Dalmatien. Nach einem Sommer in Himmelberg, sollte er wieder nach Kapfenberg, doch kam es durch den Tod des Vaters nicht mehr dazu.

Testamentarisch sollte Hanns das Werk erhalten. Als zweiter wäre Willi vorgesehen gewesen, doch Willi Zeilinger war zu dieser Zeit bei der Kriegsmarine und mit dem Schiff „Kaiserin Elisbaeth“ auf einer Fahrt in Ostasien, Japan und China unterwegs, weshalb er frühestens in zwei Jahren zurück erwartet wurde.

Da die Mutter den Betrieb nicht alleine führen konnte und im Hinblick auf deren und seinen Gesundheitszustand entschloss sich Hanns den Betrieb in Himmelberg zu übernehmen.

Er behielt sich aber vor, das Werk von Einzelantrieb mittels Wasserrädern auf Turbinenantrieb umzustellen, um auch Kraft zu haben, auch andere Artikel als nur Sensen zu erzeugen. 1913 wurde eine Franzisturbine eingebaut!

1. Weltkrieg

Im Krieg stand das Sensenwerk still, die jungen Arbeiter rückten ein und Hanns machte mit den alten Arbeitern vorerst Aufräumungsarbeiten. Dann bemühte er sich um Heeresaufträge. Der erste Auftrag waren 20.000 Hufeisen.

1915 rückte dann auch Hanns zum Militär ein und bezog Stellung im Lesachtal. Die Mutter führte das Werk weiter und bekam auch 16 gelernte Hufschmiede zugeteilt.

Als Hanns nach nur 1½ Monaten wieder nach Hause kam, baute er seine Essen um und konnte ab September 1915 monatlich 20 bis 30.000 Stück Hufeisen produzieren.

Als Hilfsarbeiter bekam er nun auch 35 russische Kriegsgefangene zugeteilt, später auch Frauen, und die Belegschaft wuchs bis auf 80 „Mann“.

1917 konnten auch wieder etliche Sensen erzeugt werden.

Hanns Zeilinger schreibt: 1915 bis Anfang 1916 hatte ich keinen Breiter-(Essmeister nach kärntnerischer Bezeichnung – Auftuer) und machte die Arbeit selbst. Bei Tage hatte ich zu wenig Zeit, weshalb ich später nachmittags begann und sehr oft bis 12 ja 2 Uhr beim Hammer saß. Oft musste ich nächsten Tag um 6 Uhr früh zu Fuß nach Feldkirchen und konnte erst wieder abends um ½ 10 Uhr zu Fuß wieder zu Hause sein. Mit der Breitarbeit war ich immer soweit nach, dass die Sensenschmiede Beschäftigung hatten. Das Sensen schmieden war für mich keine schwere Arbeit, da ich mit 16 Jahren bereits alle Arbeiten konnte. Zwar ist mir heute noch ein Rätsel, wie ich während des Weltkrieges die Arbeiten der Verwaltung, des Breitens, des Herstellens aller Gesenke, den Umbau des ganzen Werkes, die Hufeisenerzeugung, den Ausbau des Stalles in das sogenannte weiße Haus, der Trinkwasserleitung durchführen konnte und außerdem noch Zeit fand, einen Holzhandel aufzunehmen und mit zwei bis drei Sagler auf der Steinbruggersäge zu schneiden.

Damals war ich Mitbegründer der Holzhandelsgenossenschaft „Norica“ und „Drauland“. Mein, durch Arbeit gewonnenes Geld legte ich in Anteil dieser Vereinigung an und halfen diese Werte mich durch allmählichen Verkauf in der Systemzeit über Wasser zu halten…

Abb. 294 – Anfrage aus Dietsam an die Firma Carl Zeilinger 1918

Ab Februar 1918 geriet der Staat mit den Bezahlungen der Lieferungen in Verzug und bis September 1918 hatte die Gewerkschaft Zeilinger bereits Forderungen in der Höhe von 142.000 Kronen offen. Dieser Betrag war mit dem Zusammenbruch der Monarchie auch verloren.

Herbst 1918 vor Zusammenbruch stand unsere Krone noch 0,93 Schweizer Franken für 1 Krone und war die Summe von 142.000 Kronen das Entgelt für eine ca ¾ Jahresleistung meiner Hufeisenerzeugung, also etwa die Gegenleistung, für, mit etwa 25 Mann während 8 Monaten, geleistete Arbeit.

Von der liquidierenden Staatsstelle, dem sogenannten „Bergamt“, einer enormen Bereicherungsstelle für Spekulanten, das so lange tagte, wie etwas zu bergen war, erhielt ich etliche Jahre später meine Forderungen in Kronen bar ausbezahlt. Die Inflation war aber soweit fortgeschritten, dass man für einen Schweizerfranken 14.000 bis 15.000 österr. Kronen geben musste. Selbstredend waren bei uns sämtliche Preise unglaublich gestiegen.

Ich ging mit dem Erlös für meine in 8 Monaten mit etwa 25 Mann geleistete Arbeit zu einem Dämmerschoppen und habe aus Wut denselben gar nicht schwer, bei diesem allein versoffen.

Die Geldbeträge des täglichen Lebens gingen damals schon in die Millionen und man fürchtete sich Geld im Hause zu haben, da alles durch Entwertung sich verflüchtigte…

Hanns versuchte sich durch die Flucht in Sachwerte vor der Entwertung zu schützen.

So schaffte er in der Inflationszeit noch einige Reserven an Sensenstahl an, eine Vollgattersägeeinrichtung, eine Lichtmaschine und Turbine zum Ausbau der Wasserkraft, Dynamomaschinen, kaufte das aufgelassene Pulverwerk von Rauter, eine Schotterquetsche und führte noch Wehrbauten beim Hammer aus und ließ die Hauswasserleitung errichten. Bis 1922 waren die letzten Reserven an Barmitteln aufgebraucht.

Bis 1925 konnten einige Sensen noch an das kommunistische Russland geliefert werden, dann stockte auch dieses Geschäft.

In den Jahren 1927-28 wurden sämtliche freien Maschinen mit Verlust verkauft um die Zinsen der Schulden bezahlen zu können. 1928 stand die Firma vor dem Ruin; 1930 war nur mehr 1 Mann beschäftigt.

1929 vermeldete die Alpenländische Rundschau: In der Sensenfabrik K. Zeilinger wurde mit 1. September eine Schlosserei und Reparaturwerkstätte unter dem Namen Ing. Hans Zeilinger u. E. Bierkopf eröffnet. Autos, Motor- und Fahrräder sowie landwirtschaftliche Maschinen werden dort in Reparatur genommen.

Bei einem Zinssatz zwischen 12 und 15% (aber auch 36%) kam Hanns mit den Zinszahlungen an die Bank nicht mehr nach. Der Name Zeilinger wurde – zu seiner Schande – an den Amtstafeln in Himmelberg, Feldkirchen und Klagenfurt angeschlagen, weil gerichtliche Pfändungen anstanden.

Da nur durch die Produktion von Sensen das betriebliche Überleben nicht möglich war, wurde nach 1932 mit der Produktion von Hackenware begonnen. Hanns schmiedete mit 1 bis 2 Helfern Hacken und mit einer zusätzlichen, kleinen Reparaturwerkstätte für landwirtschaftliche Maschinen konnte er sich erhalten.

Der Versuch einen Schlosser aufzunehmen scheiterte an den fehlenden Aufträgen, so dass der Schlosser wieder entlassen werden musste.

Um das Sensenwerk, das schon stillstand, zu nutzen, begann Hans zuerst Klingen für Burschenschaftler (Schlägerpaukklingen) und dann auch Säbel zu erzeugen. Der Anschluss an das Deutsch Reich und das Verbot sämtlicher Burschenschaften und Vereine zerstörte auch dieses Geschäft.

Im 2. Weltkrieg wurden dann auch land- und forstwirtschaftliche Werkzeuge hergestellt.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden Messer für Fleischhauer, Sattler, Lederer und Schuster erzeugt; aber auch Zuckerrohrmesser (Macheten) für Mexiko und Indochina. Der Betrieb zählte damals 16 Beschäftigte. Als 1958 die Sensenproduktion und nachfolgend auch die Produktion der anderen Handwerkzeuge eingestellt wurden, begann die Produktion von Gartenbänken und auf Veranlassung von Frau Daria Zeilinger die Fertigung von Kunstschmiedeerzeugnissen.

Aus- und Umbauten

1911/12 stockte Hanns das Magazingebäude beim Hammer auf und errichtete einen Schüttboden für Getreide. 1913 wurden Turbinen eingebaut und drei Riemenhämmer aufgestellt.

1915 begann die Umstellung im Hammer: Öfen, Hämmer, Presse, Hobelmaschine, Drehbank und Bohrmaschine wurden angeschafft und von 1916 bis 1917 die restlichen Wasserhämmer auf Riemenbetrieb umgestellt.

1917 konnte die Werba (Kobalterrealität) und 1917 für Bruder Karl die Schmiedanderle Schmiede gekauft werden. Bis 1919 wurde die Wasserleitung errichtet und 1923 die Pulverwerksrealität von Rauter (der abgehaust hatte) angekauft, entwässert und dort Wohnungen errichtet.

Hans errichtete noch zu Lebzeiten von Erasmus im Hammer einen Holzgasofen. Der erste war aber bereits nach 14 Tagen kaputt, der zweite funktionierte drei Jahre und der 1918 selbst erbaute Ofen ging bis 1939 ohne Reparatur – war aber nicht ökonomisch zu betreiben. Dann musste ich (Hanns) denselben teilweise abtragen und auf Steinkohlenfeuerung umstellen, da Holz im Großdeutschen Reich nicht mehr zu bekommen ist.

Wie sehr sich Hanns Zeilinger um seinen Standort bemühte zeigt auch folgende Vorkonzession, mittels derer er beauftragt wurde die Verkehrsverbindung nach Himmelberg zu verbessern:

Die Lokalbahn Feldkirchen-Himmelberg *

Das Eisenbahnministerium hat dem Ingenieur Hanns Zeilinger in Himmelberg die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine mit Dampfkraft zu betreibende normalspurige Lokalbahn von der Station Feldkirchen nach Himmelberg für die Dauer eines Jahres erteilt. (* WIENER ZEITUNG vom 15.01.1914 )

(aus Johannes Zeiinger / „Zeilinger – Chronik einer Sensengewerksfamilie”)

Sensenindustrie – Allgemein

In Waidhofen a.d. Ybbs wurden schon im 14. Jahrhundert Sensen erzeugt. Im 15. Jahrhundert konzentrierte sich die Sensenerzeugung in Oberösterreich auf das Kremstal (Kirchdorf und Micheldorf) und in Niederösterreich auf das Gebiet um den Markt Hainfeld. Nach Frieß und Großmann war es aber der Rohstoffmangel, der in Österreich ob und unter der Enns ein weiteres Aufblühen verhinderte und den Aufschwung in der Steiermark einleitete. Während die Sensenhändler von Waidhofen mit der Innerberger Hauptgewerkschaft in Streit lagen, entstanden in der Steiermark neue Werke. (*1)

Im 15. Jahrhundert entwickelte sich ein spezialisiertes Sensenschmiedehandwerk. Die Sensenproduzenten lösten sich von bestehenden Schmiedezünften ab und bildeten eigene Innungen. (*2)

Die Phase wirtschaftlichen Wachstums während des 16. Jahrhunderts bot günstige Absatzmöglichkeiten.

Fischer sieht das Aufkommen der Sensenindustrie noch durch weitere Faktoren begünstigt: einmal die Krise der Messerer (durch den neuen atlantischen Seeweg wurde der traditionelle Absatzmarkt über Venedig geschmälert), weiters förderten Grundherrn als Unternehmer die Gründung neuer Hämmer. Und nicht zuletzt bedeutete die Zunahme der Bevölkerung nicht nur mehr Arbeitskräfte, sondern bedingte auch eine Rekultivierung wüst gewordenen Bodens, Neulandgewinnung und eine arbeitsintensivere landwirtschaftliche Produktion. (*3)

Dass die Sensenindustrie seit dem späten 16. Jahrhundert einen so spektakulären Aufschwung nehmen und zu einer der wichtigsten Exportbranchen aufsteigen konnte, war einer entscheidenden technischen Neuerung zu danken, der um 1580 einsetzenden Verwendung der Wasserkraft zum Ausschmieden des Sensenblattes.

Im Jahr 1584 begann der Micheldorf-Scharnsteiner Meister Konrad Eisvogel seinen mit Wasserkraft betriebenen Hammer nicht mehr nur zur Erzeugung der Knittel, sondern auch zum Breiten der Sensenblätter zu verwenden. Dass aber auch andere vor ihm schon diese Idee hatten, dafür sieht Sandgruber begründete Hinweise.

Das Sensenschmieden mit dem Breithammer war nicht nur eine technische Neuerung, sondern auch ein Ausbrechen aus städtisch-zünftischen Beschränkungen. In der Generalsatzordnung für das gesamte Innerberger Eisenwesen aus dem Jahr 1583 konnten sich die Sensenschmiede das Recht sichern, die Zaine in ihren Betrieben selbst zu erzeugen. Damit entstanden betriebliche Einheiten mit wesentlich gesteigerter Produktionstiefe. Für die Erzeugung der Zaine oder Knittel war ein wasserradgetriebener Zainhammer Voraussetzung. Damit war aber der Schritt ganz nahe liegend, auch das darauf folgende Ausschmieden des Sensenblattes mit Wasserkraft vorzunehmen und auch die weiteren Arbeitsgänge bis zum Schleifen und Ziertupfen zu mechanisieren. Damit wurden nicht nur die bisher auf verschiedene Betriebe aufgeteilten Erzeugungsschritte unter einem Dach vereint, sondern auch der entscheidende Schritt von der händisch geschmiedeten zur maschinell gefertigten Sense getan und jenes Grundmuster der großhandwerklichen Sensenerzeugung geschaffen, das die nächsten Jahrhunderte hindurch das alpenländische Sensengewerbe prägte. Von nun an gehörten zum Standardinventar einer Sensenschmiede zwei wasserradgetriebene Hämmer, einer zum Zainen und einer zum Breiten, eine wasserradgetriebene Schleife, mehrere kleine Tupf- und Dengelhämmer und drei bis fünf Essen.

Die alten städtischen Sensenschmieden, in denen die Knittel zugekauft und mit dem Fausthammer zu Sensenblättern verarbeitet worden waren, konnten im engen, urbanen Siedlungsraum diese Expansion nicht mitvollziehen. So setzten sich die neuen Unternehmen durch, die an geeigneten Gewässern angesiedelt waren oder errichtet wurden. Die nach dem alten System produzierenden innerstädtischen, insbesondere Waidhofner Schmiede protestierten zwar gegen die neuen, nicht nach den traditionellen Normen und nach ihrer Meinung daher schlechter arbeitenden Betriebe, durchsetzen konnten sie sich jedoch nicht.

Die neue Erzeugungsmethode ermöglichte zugleich eine Produktivitätssteigerung und eine Verbesserung der Qualität der Sensen. Unter dem Fausthammer waren pro Tag ungefähr 13 bis 20 Sensen erzeugt worden. Mit den wasserradgetriebenen Zain- und Breithämmern wurde ein Tagwerk von etwa 70 Sensen möglich. Die durchschnittliche Produktion eines Sensenhammers, die im 16. Jahrhundert 3.000 bis 6.000 Stück und im 17. Jahrhundert rund 22.000 Stück im Jahr betrug, erreichte im 18. Jahrhundert 28.000 bis 33.000, im frühen 19. Jahrhundert etwa 36.000 Stück.

Die Sensenerzeugung wurde seit Ende des 16. Jahrhunderts als Großhandwerk mit strikter Arbeitsteilung durchgeführt, wobei die Herstellung der Sensen an die vierzig einzelnen Arbeitsgänge erforderte, die von hochspezialisierten Arbeitern ausgeführt wurden. Die Hierarchie innerhalb des Sensenhandwerks war streng und richtete sich nach der Wichtigkeit der einzelnen Tätigkeit. Um 1800 benötigte daher eine Sensenschmiede folgende Arbeiter: je einen Auswäger, Hammerschmied, Heizer, Essmeister, Breitenheizer, Abrichter und Abrichtergehilfen, Beschneider oder Hartenheizer und Gehilfen sowie Grob- und Feinabschaber, fünf Hammerer (Zubischlager, Voran, Rückenhammerer, Aushammerer) und je einen Schleifer, Auswascher und Kramrichter. (*4)

Die Arbeiter waren sich ihrer Wichtigkeit bewusst und zogen daraus ihren Berufsstolz. An der Spitze der Arbeiter standen die Standknechte (Essmeister, Hammerschmied und Abrichter), die zweite Schicht bildeten die Wochenknechte (für das Beschneiden, Versehen mit der Marke, Kalthämmern, Schleifen) und schließlich folgten die Schmiedbuben oder Schlagbuben. Ein großhandwerklicher Sensenhammer beschäftigte etwa 15 bis 19 Personen. Zu den oben genannten Arbeitern kamen noch Kohlbub, Sensenträger, Lehrbuben, manchmal auch Feuerwächter und Hammerzimmerer. Nicht gerechnet das Gesinde im Haushalt und in der Landwirtschaft, sowie die Holzknechte und Köhler.

Mit Ausnahme der beiden zuletzt genannten, wohnten alle im Großhaushalt des Sensengewerken, wo es Unterkunft und Verköstigung gab. Nach der Sozialform zählten alle in diesem Haushalt lebenden Personen zur Familie des Meisters, der als Patriarch das Sensenwerk nach außen repräsentierte.

Erst die letzten Regierungsjahre von Maria Theresia brachten einen gewaltigen Aufschwung in der Verbreitung der Sensenhämmer. Frieß und Großmann sehen die Ursachen in der immer stärker werdenden Nachfrage nach Sensen in Russland.

Das größte Zentrum lag in Oberösterreich um Kirchdorf an der Krems und um Micheldorf.*5

Die Sensenherstellung in der Steiermark war dagegen nicht so stark auf eine Region konzentriert. In der Obersteiermark verteilte sie sich auf das obere Murtal, das Mürz-, Palten- und Liesingtal, in der Oststeiermark war Weiz ein wichtiger Standort. In Kärnten befanden sich die meisten Sensenschmieden in der Umgebung von Feldkirchen und hier wiederum in Himmelberg.

Die Sensenwerke waren zu kapitalistischen Unternehmen geworden, deren Eigentümer zwar aufgrund ihrer sozialen Stellung und ihres Lebensstils zu Recht als schwarze Grafen bezeichnet wurden, die aber mit erheblichen Kapitaleinsatz auf globalen Märkten agierten.

Im Jahre 1841 stellten die 125 österreichischen Sensenwerke rund 3,7 Millionen Sensen und 0,8 Millionen Sicheln und Strohmesser mit einem Gewicht von etwa 5.000 Tonnen und einem Gesamtwert von 1,7 Millionen Gulden her, die vor allem nach Osteuropa, aber auch nach Deutschland, Frankreich und Nordamerika exportiert wurden.

Der Konzentrationsprozess hatte bereits begonnen. Der Micheldorfer Sensengewerke Caspar Zeitlinger vereinigte 1845 bereits vier Hämmer mit über 400 Arbeitern und einer jährlichen Produktion von 150.000 bis 200.000 Sensen in seiner Hand. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stieg die Kirchdorfer und Scharnsteiner Fabrik Simon Redtenbacher seel. Wwe. & Söhne zum größten Sensenerzeuger der Habsburgermonarchie auf. 1890 wurde in Scharnstein eine große Sensenfabrik errichtet. 1914 wurden dort etwa 1,2 Millionen Sensen und 2 Millionen Sicheln und Strohmesser erzeugt. Das Unternehmen beschäftigte etwa 700 Personen. Weitere Großproduzenten befanden sich mit Franz de Paul Schröckenfux in Rossleithen, Michael Zeitlingers Sohn in Blumau bei Kirchdorf, Christof Piesslinger in Molln und Ludwig Zeitlinger in Leonstein. Von den im Jahr 1900 im zisleithanischen Teil der Habsburgermonarchie hergestellten 10,5 Millionen Stück Sensen entfielen 37,8 Prozent auf die Steiermark, 35,6 Prozent auf Oberösterreich und 16,7 Prozent auf Niederösterreich. Bis 1914 erhöhte sich der Anteil der oberösterreichischen Sensenindustrie auf 43,8 Prozent, während die Steiermark auf 24,7 Prozent zurückfiel.

Der Niedergang setzte bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert ein, als der große Konzentrationsprozess in den Sensenfabriken einsetzte. Die Weltwirtschaftskrise erfasste alle Branchen. Bei der Sensenindustrie kam dazu, dass sie vom agrartechnischen Fortschritt überholt wurde: sie verlor einen Markt nach dem anderen. Als Ende der zwanziger Jahre die Sowjetunion mit der Errichtung eigener Sensenwerke begann und gleichzeitig durch die von Stalin 1929 eingeleitete Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in diesem Riesenland eine dramatische Agrarkrise ausbrach, ging der österreichischen Sensenindustrie der weitaus größte Markt verloren. Als auch die Konkurrenz der Mähmaschinen dazukam, brach der Sensenmarkt europaweit zusammen. Als in den 30er Jahren zunehmend und nach 1950 fast zur Gänze Sensen durch Mähwerke vom Markt verdrängt wurden, war das auch das weitgehende Ende der Sensenindustrie. Kaum eines der Sensenwerke fand den Einstieg in alternative Produktionen.

*1 – Edmund FRIESS und Karl GROSSMANN, Ein steirischer Sensenhammer im oberen Murtale in der ersten

Hälfte des 18. Jahrhunderts, In ZHVSt 19 (1923/24), S.126-139

*2 – Roman SANDGRUBER, Welterbe österreichische Eisenstraße (-wurzen), Gutachten und Empfehlungen,

(Linz 2003), S.25

*3 – Franz FISCHER, Blaue Sensen, Verlag Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Köln, (Linz 1966) S. 8f *4 – Rudolf KROPF, Die oberösterreichischen Sensenschmiede vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg, In: Sensen, Schmiede, Kultur, Hsg. Zentrum für Wissenstransfer, Hochschule für Gestaltung Linz, (o.D)., S. 34, zitiert aus Josef Zeitlinger, Sensen, Sensenschmiede und ihre Technik

*5 – Helfried VALENTINITSCH, Die Eisenverarbeitung in Kärnten in vorindustrieller Zeit, In: Grubenhunt & Ofensau, vom Reichtum der Erde, Landesausstellung Hüttenberg/Kärnten, II Beiträge. S. 281f

(aus Johannes Zeiinger: „Zeilinger – Chronik einer Sensengewerksfamilie”)

Markenzeichen

Beim Verkauf der Sensen war das Meisterzeichen bzw. die Schutzmarke sehr bedeutend. Dieses sollte erstklassige Ware von minderer Qualität unterscheiden. Der Verbraucher sollte damit die Herkunft aus einer guten Werkstätte erkennen können. Dieses Vertrauen konnte aber in allen den weiten, zumeist fremdsprachichen Gebieten, wo die österreichischen Sensen verwendet wurden und wohl kein Bauer lesen konnte, kaum an den Namen eines Meisters oder einer Werkstätte geknüpft werden, sondern dasselbe wurde allgemein dem Markenbilde entgegengebracht, welches der Meister während des Schmiedens auf die noch glühende Sense aufprägen mußte. 32
Die Verwendung der Zeichen ist bereits in der Handwerksordnung von Freistadt aus 1502 festgehalten, die angibt, es … sol ain yeder maister sein zaichen und darneben der stat zaichen auf ain yede segenns slachen. 33
Die ältesten Abbildungen von Meisterzeichen finden sich in der Kirchdorfer Handwerksordnung von 1595!
Jeder Meister durfte vorerst nur ein einziges Zeichen führen, konnte es aber vererben, verkaufen oder unter besonderen Umständen in die Handwerkslade zurücklegen, um ein neues zu wählen. Erst um 1800 wurde das Meisterzeichen zwangsweise mit der Werkstätte in Verbindung gebracht und durfte nur mit dieser veräußert werden.
Von der Eisenobmannschaft war vorgeschrieben, Eingaben neben der Unterschrift mit dem Meisterzeichen zu versehen und bei den Sensenschmieden vertrat die Marke die Stelle eines Wappens.34 Auch Osen und Prokisch sehen die Zoacha als Familienwappen! Sie schreiben dazu:
Nicht nur waren sie zwingender Teil des Meistersiegels, ab dem 18. Jahrhundert (vereinzelt schon im 17. Jahrhundert) finden wir sie zahlreich an Türstürzen, in Möbel intarsiert, auf Gläser graviert, aus Silber getrieben oder in Leder geprägt. Eine gezeichnete Ansicht der Sensenschmiede am Dambach aus dem 19. Jahrhundert zeigt neben ihrem in einer Wappenkartusche dargestellten Zeichen „Kammrad“ (Zahnrad) sogar einen im Grundriss des Zeichens angelegten Ziergarten. Unter Caspar Zeitlinger erreicht die Verwendung des Zeichens abemals eine neue Qualität. Das Zeichen wird nun wirklich durchgängig im Sinne eines modernen „Markenzeichens“ angewendet, vom Briefpapier über die verkauften Mauerziegel bis hin zur Eintrittskarte in die eigene Schwimmschule. Aus heutiger Sicht ist man geneigt, von einer konsistenten „Corporate Identity“ zu sprechen. Die frühen Meisterzeichen haben sich zu ersten „Weltmarken“ entwickelt.

1738 führte auch die Eisenobmannschaft ein Zeichenbuch als Markenregister ein, in dem die Markenbilder aller Eisengewerken verzeichnet wurden. Die Eintragungen zu Besitz- und Markenveränderungen wurden bis 1850 geführt. 36
Zur Zeit der Ausbreitung des Handwerks verwendeten oft auswandernde Meistersöhne das Zeichen ihres Vaters, aber auch sehr früh wurden die Zeichen absichtlich nachgeahmt um aus dem Ruf der Marke unberechtigterweise Vorteile zu ziehen.
Zur Zeit Maria Theresias missbrauchten rheinländische und westfälische Sensenwerke die österreichischen Meisterzeichen massiv. Einen Kranz um das Markenzeichen zu schlagen, wurde der Innung verwehrt, aber Maria Theresia legte im Eisen-Proviant-Patent von 1749 fest, dass die Sensenmeister zusätzlich noch die Innungsbuchstaben (K.M. für Kirchdorf Micheldorf) aufschlagen mussten. 1776 erteilte Kaiser Josef II. den Kirchdorfern sogar das Privileg das österreichische Erblandwappen zusätzlich zu verwenden und 1782 wurde dies sogar verpflichtend eingeführt.
Beides half wenig. 1858 wurde ein einheitliches Markenschutzgesetz für die Österreichische Monarchie erlassen und 1874 brachte das deutsche Markenschutzgesetz Hilfe. Einen wirklichen Schutz boten alle Gesetze dennoch nicht! Nach 1800 machte sich die Änderung der Handhabung des Zeichenwesens bemerkbar. Kaspar Zeitlinger führte um 1830 bereits drei verschiedene Marken (Kelch, Wildschein und Gamskopf) und 1840 waren es schon fünf Zeichen!

(aus Johannes Zeiinger: „Zeilinger – Chronik einer Sensengewerksfamilie”)

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